„was wir verlieren / was wir gewinnen” – Ausgabe 14 / 15
Ein Essay von Dagmar Döring & Lisa Heinemann
Krisen sind für Menschen zunächst purer Stress. Der Rückfall in alte Denk- und Verhaltensmuster fühlt sich an wie Sicherheit. Häufig aber handelt es sich nicht um Sicherheit, sondern um persönliche wie gesellschaftliche Regressionen. In allen Revolutionen und Umbrüchen der Geschichte gibt es deshalb ein Moment, in dem emanzipatorische Anliegen in höchster Gefahr sind. Dagmar Döring und Lisa Heinemann zeigen das am Beispiel des Roll-Backs in der Genderfrage während der Corona-Krise ganz konkret.
Ihre mit Zahlen und Daten fundierten Überlegungen lesen sich wie ein Weckruf. Denn die Pandemie darf nicht zu einem Auslöser für gesellschaftliche und politische Rückschritte werden. Wenn sie dazu führen sollte, dass die immer noch bescheidenen Fortschritte in Deutschland zurückgenommen werden und sich immer mehr Frauen, zusätzlich verunsichert durch den Hass in sozialen Medien, aus der Öffentlichkeit zurückziehen, wäre der Preis der Pandemie noch sehr viel höher als wir uns heute vorstellen können. Neben Umsicht und Vorsicht braucht es deshalb auch eine gehörige Portion hellwache Aufmerksamkeit und den Mut, gegen Rückschritte deutlich anzugehen.
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Mehr zur Schriftenreihe „Die Pandemie – was wir verlieren / was wir gewinnen“
„Unsere größte Hoffnung in der Corona-Zeit ist, dass wir lernen, die Stimmen zu hören, die sonst gerne überhört werden, und es so schaffen, die Diversität unserer Gesellschaft als Reichtum anzuerkennen.”