„was wir verlieren / was wir gewinnen” – Ausgabe 10 / 15
Ein Essay von Malte Boecker
Ludwig van Beethovens Verständnis von Freude wird aus dem Leid seines Hörverlustes und seiner dadurch folgenden Isolation (social distancing) geboren. Mit Selbstmordgedanken beschwert, ist er erst durch seine zunehmende Taubheit dazu gezwungen, vom ausführenden zum komponierenden Künstler zu werden. Die neun Sinfonien etc. können kommen! Für Beethoven wird seine Freude durch die Musik zur Kehrseite seiner Isolation. „Oh glück seeliger Augenblick, wie glücklich halte ich mich, dass ich dich herbey schaffen, dich selbst schaffen kann”.
Dass wir den 250. Geburtstag dieses wahrhaft großen Komponisten ausgerechnet im Jahr 2020 feiern, in dem wir gemeinsam brüder- und schwesterlich weltweit zum social distancing gezwungen werden, ist kein Zufall. Malte Boecker zeigt in seinem Aufsatz auf einfühlsame Weise, wie wir mit dem von Beethoven gezeigten Beispiel der positiven Psychologie wertvolle Impulse für unseren eigenen Umgang mit den Folgen der Corona-Pandemie geschenkt bekommen haben.
„Wenn Du Gott zum Lachen bringen willst, erzähle ihm von deinen Plänen” sagte der französische Philosoph Blaise Pascal. Auch Beethovens Beispiel lädt uns dazu ein, achtsam wieder mehr nach dem Gehör zu spielen.
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Mehr zur Schriftenreihe „Die Pandemie – was wir verlieren / was wir gewinnen“
„Meine größte Hoffnung in Corona-Zeiten ist, dass wir uns die Freude und Dankbarkeit über jede gelingende Form des menschlichen Miteinanders erhalten, auch wenn alles irgendwann wieder selbstverständlicher werden sollte.”